"Sie schmunzelte, als sei ihre Wirkung ein ganz privates Vergnügen, das man wie einen guten Cognac still genießt." Ralf Isau

Montag, 11. Juli 2011

Meinungsterrorismus. Kann der Leser das Blatt noch wenden?

Das Sex-Monster ist kein neues Mitglied der Sesamstraße, sondern das neueste Abfallprodukt der Bild Zeitung. 


Sex-Monster!, wüten die Medien heute Morgen, ganz im Sinne der mittelalterlichen Bauern, die mit Mistgabeln vermeintliche Hexen wie auch Bösewichte gejagt und aufgespießt haben. Ein sexueller Straftäter, der auf der Flucht wieder festgenommen wird, ist das Thema. Ein Festessen für die Medien, die sich über ihre eigenen Kinder beugen, fressen, rülpsen und sich genüsslich die Finger lecken.


Wenn es ein Maßband für morale Linien im Leben gäbe, würden die Schlagzeilen als übergewichtige Fettwanste jedes Maß vollmachen und zum Platzen bringen. Der Gangsterrapper als Gutmensch war die Vorspeise - das Sexmonster ist die Hauptmahlzeit. Und jetzt ist Schluss. Oder?

Denn vielleicht wird es ja bald modern, dem Exfreund in aller Affentlichkeit vor Gericht Vergewaltigung vorzuwerfen, weil dieser einem mal zu fest auf den Popo geklatscht hat und alles eben nur Ansichtssache ist. Und weil man dann ungeniert mit der Mistgabel schwingen darf. Die Nachrichten machen es ja jeden Tag vor, jeden Morgen können wir die Titelzeilen dabei beobachten, wie sie mit Mistgabeln im Abfall der Menschheit stochern.


Das Sexmonster vergewaltigt Frauen. Die Medien unseren Verstand. Schlagworte wie Sexmonster und Killerbakterium zirkulieren in unseren Köpfen wie regenschwangere Wolken und verdunkeln den klaren, blauen Himmel unserer Gedanken. Und wenn wir nicht aufpassen, ersaufen wir im Regen unserer eigenen Abgestumpftheit.

Wie schon bei der Heiligen Inqusition die Lösung nicht der Scheiterhaufen sein konnte, so kann es heute nicht die BILD sein. BILDung hätte schon damals den Scheiterhaufen verhindert. Die Lösung liegt im Leser, denn nur er kann das Blatt wenden und die Dummheit, die ihm wie eine Maultrense aufgezwängt wird, von sich abwenden und die Zügel wieder selbst in die Hand nehmen.

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